Ich habe lange gedacht, Performance hat etwas mit Körpern zu tun. Ein nackter Jüngling, der sich eine Stunde lang mit Kartoffelstock beschmiert zum Beispiel. Und die Zuschauer sollen dann durch die Koexistenz von Darsteller und Zuschauer etwas über sich und ihre Identität lernen, die Grenzverschiebung von Realität und Fiktion am eigenen Leib erfahren, so etwas. So steht es jedenfalls meistens im Programmheft.
Seit kurzem aber weiss ich: Auch Online-Texte können performen. Sie können gut oder schlecht performen. Gut heisst in diesem Fall: Viele Leute klicken ihn an. Schlecht: das Gegenteil, also nur ein paar wenige. Schlägt der Webseismograf aus, heisst das: sensationelle Performance. Es heisst meistens aber auch, dass im Titel ein Reizwort steht, also etwas wie: nackt, Blocher, Ausländer, U2.
Das Schlimmste daran ist, mit welcher Voraussehbarkeit ein Text performt. Japanische Videogame-Musik etwa interessiert keinen. Die Doku-Soap über die Bellers wahnsinnig viele. Man weiss, dass es eben das Thema ist, das die Leute anklicken (oder eben nicht), und nicht den Text an sich.
Folglich gibt es also Texte, die gut sind, aber schlecht performen. Aber eben, wenn sich jetzt also ein Nackter mit Kartoffelstock beschmiert, schau ich auch hin. Und aus Sensationsgier will ich manchmal auch wissen, was Irina Beller wieder für einen sexistischen Stumpfsinn von sich gegeben hat.
Für ein paar Minuten jedenfalls. Danach bin ich der Performance überdrüssig und klick mich wieder weg.
In der Wirtschaft verschafft sich die Kaufkraft ihr Recht. In einer Demokratie basiert es auf gemeinsamen Grundsätzen, wie sie die Bundesverfassung formuliert. Noch haben wir das Recht auf ein Fernsehen und Radio mit gesellschaftlicher Verantwortung.
Christine macht Livetheatermusik. Mittwochs und donnerstags mit verkrümmten Muskeln in Stuttgart, von Freitag bis Dienstag mit geraden Muskeln von der Frontalseite der Bühne in Bern.
Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben? Einmal mehr stellen Performance-Künstler diese brennende Frage. Nicht auf einer etablierten Bühne, sondern mitten in einer Stadt, die spürbar um ihre Zukunft ringen muss: im englischen Hull.
Erneut ist die Zürcher Landwiese zum Treffpunkt einer bunten Schar von Bühnenkünstler*innen aus aller Welt und einem neugierigen örtlichen Publikum geworden. Manche Gäste kommen schon seit Jahren, um im „Wohnzimmer der Stadtzürcher“ von globalen Veränderungen zu erzählen.
Auf Reisen durch Europa, körperlich und in Gedanken. Wie fühlt es sich an, irgendwo anzukommen? Was macht Manchester so besonders, als Stadt und als Austragungsort eines Theaterfestivals?
Ein stiller Ort in Berlin. Ein Haus mit Vergangenheit, ein Haus mit Ausblick. Ein Haus zum Schreiben. Hier das Haus, der See, die Touristen. Dort das Schreiben. Und auf der Suche nach dem, worum es geht: das Zeichnen.
„Wenn ich gross bin, möchte ich einen Fotzelschnittenstand!“ sagte sich Herr Bühler einst. Er muss mittlerweile eine gewisse Reife erreicht haben, denn dieser Wunsch erfüllte sich vom 19. – 22. Juli am Boui Boui-Festival bei Brenzikofen. Frau Boss berichtet.
Bühler ist wieder da. Er war diesen Frühling ja auf dem Ballenberg. Nicht nur zu Besuch, sondern arbeitshalber. Als Bühnenbildner und Touristenattraktion.
Alexandras Liebesgrüsse kommen diesmal aus dem Norden, versammeln aber neben Sibirischen Tigern auch australische Vögel und mexikanische Pinguine... Ganz andere Eindrücke aus einem Hamburg vor dem G20-Gipfel - und aus Hannover.
Heiss ist es geworden. In den Wäldern herrscht höchste Brandgefahr. Und mit der Hitze ballen sich die Widersprüche in der stehenden Luft. Gewitter können nicht weit sein...
Alexandra schickt monatlich Post von den Theaterfestivals Europas. Ihre erste Station und Ausgangspunkt war ihr Zuhause: Bern mit seinem Festival AUAWIRLEBEN. Was passierte beim Aufeinandertreffen von internationalen Theaterproduktionen mit den Spielstätten und dem Publikum der kleinen Stadt an der Aare?
Eine Autorin, das ist ein Ich unter mehreren in einem Menschen, die das Zusammenleben üben. Ein Ich, das den Blick auf die Welt wachhält und sie auf diese Weise immer neu erfahrbar macht, für die vielen Ichs in anderen Menschen.
Valerie Koloszar alias Pink Spider hat eine neue EP geschmiedet. An anderen Orten als sonst, mit Liedern aus der Zwischenzeit, von denen jedes seine besondere Geschichte hat.
Die letzten beiden Wochenenden haben die Küssnachter Theaterleute im Mostkeller Merlischachen den Woyzeck gegeben. Christof hat Regie geführt und ist in der Provinz asylpolitischen Wirklichkeiten begegnet.
Während mehrerer Monate hat die Band Overdrive Amp Explosion an ihrem neuen Album gebastelt und gefeilt. Nun wurde die finale Phase der Produktion mit Artwork, Vinylmaster und der abschliessenden Pressung eingeläutet. Und am 8. April ist Plattentaufe - im Bonn, versteht sich.
Wir nennen uns Handwerker, Büroangestellte oder Künstler, so lange wir unserer Arbeit nachgehen können. Was geschieht bei Unterbrechungen, in Pausen? Wer sind wir dann? Und was tun wir?
So würde ich mir das Schreiben wünschen: eine kontinuierliche Bewegung, die keine Unterbrechung kennt, vor keinem Hindernis haltmacht. Aber manchmal muss man rückwärtsgehen, um voranzukommen.
Bei Christine können die Jahreszeiten schon mal Kopf stehen. Im Winter ging es rund, jetzt beruhigt sich alles, wo die Blüherei draussen anfängt. Und doch lebt sie in einem ständigen Kreislauf aus Säen und Ernten.
Wie fühlt es sich an, wenn das erste eigene Buch erscheint? Wenn es ein reales Objekt geworden ist, das man in die Hand nehmen kann? Wenn es ein Teil der Welt wird, wie sie ist?
Frau Boss spielte über Weihnachten und Neujahr auf dem zugefrorenen Mühleplatz in Thun in einem mal mehr, häufiger weniger geheizten Zelt die Titelrolle in Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ und lernte dabei so dies und jenes über Kinder und deren Theaterverständnis. Ein kurzer Einblick.
Im Unterschied zu Birnen und Melonen gedeihen Musikstücke zu jeder Jahreszeit. Ein Frühjahrssturm, eine sommerliche Trockenperiode oder eisige Winterstarre können ihnen nichts anhaben. Aber vielleicht hört man ihnen die Jahreszeit an?
Es ist immer wieder eigenartig mit einem neuen Jahr. Im Grunde genommen geht alles einfach weiter. Trotzdem, mir gefällt die Idee eines Neuanfangs, auch bei uns Seelenreitenden. Wie könnte der aussehen?
Wer sind sie in Wirklichkeit, die schwankenden Gestalten auf den Brettern, die die Welt bedeuten? Gerade, wenn es sich nicht um professionelle Schauspieler handelt? Eine Frage, die genauso spannend sein kann wie die Beschäftigung mit Woyzeck, Marie und dem Tambourmajor.
Drehbücher werden für viele Hände geschrieben, gestikulierende, technisch versierte, nähende oder Klappen schlagende... Oft werden sie auch von mehr als zwei Händen verfasst. Drehbuch mehrhändig, wie geht das eigentlich?
Als Musikerin machst du alles Mögliche, um Geld zu verdienen. Du übernimmst zum Beispiel die technische Leitung eines experimentierfreudigen Festivals. Und stehst plötzlich mitten im Chaos. Erfahrungsbericht einer Bühnenkünstlerin über ihre Arbeit mit BühnenkünstlerInnen.
Das Leiten eines Chors hat so wenig mit Rock’n’Roll zu tun wie ein Gottesdienst mit einem Abend in der Dampfzentrale. Könnte man meinen. Bericht von einem wild bewegten Wochenende.
Im Jetlag Studio hat die Band Overdrive Amp Explosion weiter an ihrem neuen Album gefeilt. Sie hat den aufgenommenen Tönen noch einmal so richtig auf den Zahn gefühlt – und sich Fragen gestellt, die bisher kein Thema waren.
Christina Frosio ist Schriftstellerin und Buchhändlerin. In ihrem Alltag muss sie aufpassen, nicht von ihren Lieblingsgeschichten überwältigt zu werden.
Ein Berner Theaterkollektiv, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Faust nicht im Sack zu machen, sondern kräftig auf die Bretter zu hauen, die die Welt bedeuten. Und das von nun an öfters hier die Seele reiten wird. Den Anfang macht ein Sitzungsprotokoll.
Der bunte Sommer auf der Schützenmatte ist vorbei. Veronika Köppel und Corinna Münster waren dabei: mit 16-, Super8- und 8mm-Filmen und Musik vom Soundprojekt Obertonstruktur der Kaulquappe.
Ein Rückblick der Künstlerinnen und Projectricen - von hinter dem Projektor.
Was wäre, wenn wir ein wenig anders wären, als wir es sind? Die Welt ist ja so schon seltsam genug, mit Schwimmflügeln, Torhütern, Literatur und dem vergehenden Sommer.
Ob wir ferne Länder bereist haben, einfach kurz in die Aare getaucht sind oder uns auf einer Restaurantterrasse am Fluss die Füsse wund gelaufen haben - woher wir auch kommen in diesem ausgehenden Sommer: wir sind wieder da.
Gian-Marco Schmid alias Gimma wartet in der Dritten Person auf das Erscheinen seines ersten Buchs. Obwohl das Buch aus der Perspektive der ersten Person von ihm handelt. Deshalb schreibt er «ihm» auch klein. Weil: es ist ein böses Buch.
Fördert die Unmenge an kulturellen Festivals in Bern den Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft oder geht's doch nur ums gemütliche Hängen an der Bar?
Mit gutem Gewissen Zeit verschwenden: Seine Vorliebe für Umwege hat Benfay seinen Job als Velokurier gekostet. Musikalisch macht er immer noch grosse Schlaufen.
In Bern steht der Theater-Saisonstart vor der Tür. Das Schlimmste: Magdalena ist nicht dabei! Die steckt im Graubünden und sucht nach einem Plüsch-Mammut.