Das Kollektiv-Kinowerk «HEIMATLAND» hat in den letzten Tagen eine kleine Diskussion über politischen Film ausgelöst. Der Text von Andres Bruetsch – seines Zeichens Regisseur und involviert bei der Gründung der Zürcher Filmstiftung – in der NZZ hat Herrn roja dann doch etwas ins Grübeln gebracht.
Im Text zweifelt Andres Bruetsch daran, ob unser Land oder irgendjemand sonst, einen weiteren Heidi Film oder Schellen-Ursli braucht?! Da kann man natürlich direkt die Gretchenfrage stellen, ob überhaupt jemand irgendwelche Filme braucht. Herr roja hat beide Filme (noch) nicht gesehen und sie stehen ehrlich gesagt auch nicht auf seiner Watch-List. Gut möglich auch, dass der neue Heidi-Film inhaltlich nichts Neues auf die Leinwand bringt ausser schönen Bilder und Effekten.
Aber liegt das wirklich an der Vorlage? Könnte man nicht auch einen gesellschafts-relevanten Heidi-Film machen? Und macht umgekehrt ein aktuelles gesellschaftliches Problem wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise schon einen guten Film aus?
Man ahnt, dass die Sache etwas komplizierter ist!
Herr roja sträubt sich aus diesen Gründen, wenn immer wieder gerne nach mehr Aktualität statt Bergen gerufen wird. Oder wie Andres Bruetsch fordert: "aktuelle, brachliegende Themen zu behandeln, wie zum Beispiel die Machenschaften auf unserem Finanzplatz oder in der Fifa. Solche Themen sind lokal und doch universell."
Einen Spielfilm über die Machenschaften des Schweizer Finanzplatzes oder der Fifa hätten sehr grosse Chancen, auf Herr rojas Watch-List zu gelangen. Es ist aber gefährlich, wenn man beginnt, filmische Inhalte an solchen sehr expliziten Kriterien messen zu wollen. Denn meist wurzeln die gesellschaftsrelevanten Konflikte im Alltag, in der menschlichen Natur oder eben in gesellschaftlichen Strukturen. Um solche aufzuzeigen benötigen wir nicht zwangsläufig auch die expliziten Überthemen. Im Gegenteil sind genau diese oft zu abstrakt und dialektisch, um dass sich ihre korrekte Abbildung für eine Kinoproduktion eignen würde – im Gegensatz zum Dokumentarfilm.
Eine Parabel oder ein Beispiel im Kleinen, welches exemplarisch für die grossen Themen stehen kann, eignet sich da vielleicht besser.
Über den Vietnamkrieg und die US-Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges gibt es hunderte Filme. Und doch sagt uns ein Film wie «Fear and Loathing in Las Vegas» mehr über die Gesellschaft, welche da in der Fremde – immer wieder – Kriege anzettelt, als eine Vielzahl Vietnam-Kriegsfilme. Der Vietnam-Krieg taucht zwar in Terry Gilliams Verfilmung der Geschichte von Hunter S. Thompson nur im TV auf, und doch kann das Ganze auch als Parabel über den Einsatz im Krieg gelesen werden. Und wer sich auf ein solches Lesen zwischen den Zeilen nicht einlassen will, kriegt zumindest doch freihaus eine feine Studie über den Versuch einer Gesellschaft, sich mit Brot & Spielen – eben nun in neuem Gewand – bei Laune und gut abgelenkt zu halten. Die Stärke solcher Geschichten ist, dass sie heute nichts an ihrer Aktualität verloren haben, weil sie sich nicht an einzelnen Ereignissen festkrallen, sondern direkt auf unseren Alltag abzielen.
Lange Rede kurzer Sinn; Herr roja glaubt, dass das Einzige was unser Kino-Land braucht, Filme mit Haltung sind, egal zu welchen Themen!
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